In den Schatten der Entropy Estates, wo die Sonne nur selten die verfallenen Fassaden küsste, lebte Selene Morgenstern. Ihr Zuhause war ein Labyrinth aus Kabeln und Schaltkreisen, ein Refugium inmitten des städtischen Ödlands. Selene, mit ihren geschickten Händen und einem klaren Verstand, war eine Meisterin der Robotik, die in den verlassenen Androiden und alternden Maschinen nicht Schrott, sondern Potential sah.
An einem schwülwarmen Abend, als die Dämmerung die Stadt in ein sanftes Orange tauchte, arbeitete Selene an einem ihrer Projekte: einem alten Roboterhund, dessen mechanisches Hecheln die Stille ihres Werkstatt durchbrach. Sie war vertieft in ihre Arbeit, die feinen Drähte und Mikrochips vor ihr ausgebreitet wie ein Schatz.
Plötzlich wurde die Tür zu ihrer Werkstatt aufgestoßen. Ein junger Mann trat ein, seine Augen suchten hastig den Raum ab, bis sie auf Selene fielen. “Sie sind Selene Morgenstern, nicht wahr? Ich habe von Ihnen gehört. Sie können helfen”, sprach er atemlos.
Selene blickte auf, ihre Augen ruhten neugierig auf dem Fremden. “Ich kann vielleicht helfen, aber zuerst muss ich wissen, womit.”
Der Mann, dessen Name Jon war, erzählte ihr von seiner Schwester, einem Cyborg, deren kybernetische Augmentationen fehlerhaft wurden. Sie hatte an Sehkraft verloren, und die Ärzte in den Randbezirken waren machtlos.
Selenes Herz wurde schwer bei dieser Geschichte. Sie kannte den Schmerz des Verlustes, die stille Verzweiflung, die kam, wenn die Technologie, die einst Hoffnung bedeutete, zur Bürde wurde. Sie nickte. “Ich werde sehen, was ich tun kann.”
In den folgenden Tagen arbeitete Selene unermüdlich. Sie durchforstete die Ruinen von Harmony Heights, auf der Suche nach Ersatzteilen und alter Software, die sie nutzen konnte. Die Arbeit war mühsam, doch in jedem Kabel, jeder Schraube fand sie einen Funken von Hoffnung.
Als sie schließlich Jon und seiner Schwester gegenüberstand, mit einem kleinen Gerät in der Hand, das sie liebevoll “Seher” nannte, spürte sie die Anspannung im Raum. Sie schaltete das Gerät ein und richtete es auf die Augen der jungen Frau. Langsam kehrte das Licht in ihre Augen zurück, ein Wunder in den Schatten der Estates.
“Danke”, flüsterte Jon, Tränen der Erleichterung in seinen Augen.
Selene lächelte. “Das ist es, was ich tue. Ich gebe nicht auf, auch wenn die Welt es tut.”
In dieser Nacht, als Selene unter dem Sternenhimmel stand, fühlte sie sich nicht wie eine Retterin. Sie war nur ein Teil von etwas Größerem, ein Echo in der Unendlichkeit der Zeit. Aber in ihrem Herzen wusste sie, dass jedes Echo, jede kleine Tat, die Zukunft von Ravenlock City formen konnte. Mit jedem Gerät, das sie reparierte, jedem Leben, das sie berührte, webte sie an einem Teppich des Wandels, in dem Hoffnung und Menschlichkeit die dunklen Farben der Entropy Estates überstrahlten.